Das Seetzen Haus

Das Kloster Oestringfelde

diente im 18. Jhdt. im fortgeschrittenen Stadium des Verfalls als Steinbruch. Die vier Kasernen, aus denen das Oberstufengebäude des Mariengymnasiums hervorgeht, wurde nicht aus Backsteinen im Klosterformat erbaut, sondern aus kleinformatigeren Einheiten.

Prof- Dr. Antje Sander berichtet in "Lächerliche Geschichte" oder "Monument des Altertums" in Tota Frisia in Teilansichten, Hrsg. Ostfriesische Landschaft, dass 1770 ein Johann Dierks Gralfs aus Sillenstede beauftragt wurde, den Turm der Klosterkirche abzutragen, was er dann auch tat und 50000 Ziegelsteine sowie wohl auch etliche Granitsteine abtrug. Ein Teil des Materials ist für die Fundamente der Kasernen "auf dem Turnierplatz" verwendet worden.

Eine verifizierende Überprüfung dieses Hinweises müsste in den Kellergewölben vorgenommen werden des Seetzenhauses noch vorgenommen werden.

Die Darstellung mit dem "letzten Wolf in Friesland" zeigt im Hintergrund einen noch recht intakt dastehenden Turm des Klosters Oestringfelde. Weitere Darstellungen zeigen den fortschreitenden Verfall des Turms. 

Foto eines Gemäldes im Schlossmuseum Jever,
im Hintergrund links der Turm der Klosterkirche Oestringfelde

 

Ansicht des Turms von Östringfelde,
M. Moser, 1759, Staatsarchiv Oldenburg

 

 

Der Turm von Oestringfelde, Öl auf Leinwand
Haro Schwitters 1770, Schlossmuseum Jever

 

Der Turm von Östringfelde, Aquarell und Gouache,
Sammlung Kunstenbach / Dunker um 1790 Schlossmuseum Jever

 

Oestringfelde und der letzte Wolf in Friesland

Bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts dehnten sich zwischen den beiden Kirchdörfern Schortens und Sillenstede sowie der Stadt Jever weite Heide- und Moorflächen aus. Dieses Kerngebiet des Bereichs Oestringen war nur sehr dünn besiedelt. Die dürren Heideflächen, die der Bauung von Heidmühle und Grafschaft zugeführt wurden, gaben Schafherden nur sehr spärliche Nahrung. Das teilweise unwegsame Moor bot auch sehr wenig wirtschaftliche Grundlagen. Für die hier lebenden Menschen war die Schafzucht jedoch eine wichtige Nahrungsgrundlage. Leider kamen sie nicht immer in den Genuss ihrer Mühe. Der Wolf als gefürchtetes Raubtier trat noch vereinzelt auf. Der Kampf gegen den Wolf war somit für die Menschen ein Schutz der Lebensgrundlage. In welcher Form sich die Einwohner von Oestringen wehrten, ist nicht überliefert, doch darf angenommen werden, dass sie ihre Herden rund um die Uhr schützen oder in die Stallungen bringen mussten  Dieses galt auch für die Bewohner des Klosterhofes zu Oestringfelde. Hier war um 1738 der fürstliche Wildschützer Hans Richter wohnhaft, dem sein Sohn Hermann Anton als „Adjunkt“ (Vertreter) zur Seite stand.

Jener Hermann Anton Richter hörte in der hellen Mondnacht vom 19. auf den 20. November dieses Jahres das Geheul eines den Forst Upjever und auch die umliegenden Ländereien unsicher machenden Wolfes. Mit dem Gewehr in der Hand trat er zur Hintertür heraus und sah den Wolf nicht weit vom Klostergut stehen. Ein gezielter Schuss brachte den Wolf zur Strecke, der dann zur Besichtigung am Ast einer kräftigen Eiche am Wege von Schortens nach Jever, dem heutigen Klosterweg, aufgehängt wurde.
In der Folgezeit gab es gelegentlich Zweifel, ob es sich in der Tat um einen Wolf oder aber um einen großen Hund gehandelt hat. Auf jeden Fall wird von Wölfen in Oestringen in der Folgezeit nicht mehr berichtet. In anderen Bezirken unserer Region trat der Wolf gelegentlich noch auf. So schreibt die Geschichte auch ausdrücklich vom letzten Wolf in Oestringen. Der von Richter genutzte Eichenbaum wurde daraufhin auf der Heide zu einer Landmarke und im Volksmund „Wolfsgalgen“ genannt. Anerkannt wurde die umsichtige Tat von Hermann Anton Richter von der Anhalt-Zerbster Kammer in Jever, die Richter die Anerkennung des Fürsten aussprach und eine Prämie von vier Talern auszahlte.

Das Oberstufengebäude des Mariengymnasiums Jever | Telefon 04461 93130